Novartis veräppelt wissenschaftliche Community: Pressemitteilung statt echter Veröffentlichung

Eine neue Pressemeldung berichtet beste Ergebnisse zum neuen Nilotinib vs. den eigenen Blockbuster Imatinib.

Bisher war es üblich, die Pressemeldung gleichzeitig zur Kongressveröffentlichung zu machen. Auch das ist fragwürdig – schliesslich schaffen es längt nicht alle Studien vom Kongress zur Vollveröffentlichung – aber zumindest kann dort gefragt und kommentiert werden.

Nun heisst es „Details of the ENESTnd findings will be submitted as a late-breaking abstract to the 51st annual meeting of the American Society of Hematology (ASH), to take place in December in New Orleans, Louisiana, USA.“ – und die wissenschaftliche Community ist bis dahin keinen Deut schlauer. Wahrscheinlich freut es den shareholder…

UPDATE: Novartis lässt zu Nilotinib einen dear-doctor-letter über mögliche tödliche Interaktionen verbreiten. Wirkliche Aufklärung oder Teil der Kampagne?

FTY720/Fingolimod: was aus Pressemeldungen wird

Aus der ausführlichen Pressemeldung wird dieser Extrakt: die Nebenwirkungen fallen völlig unter den Tisch.

Ansonsten fragt man sich wieder, warum MS-Studienpatienten unnötig mit Placebo „behandelt“ wurden – in der TRANSFORMS-Studie hat man das ja auch nicht getan. Es ist ethisch mehr als fragwürdig, Patienten für 24 Monate eine wirksame Behandldung vorzuenthalten.

Die vollständige inhaltliche Beurteilung der Studie ist natürlich ohne Vollpublikation mit peer-review nicht möglich.

Marketing mit H1N1

Allerorten wird versucht, mit der Panik um die fälschlicherweise „Schweinegrippe“ genannt H1N1-Epidemie Kasse zu machen. Auch Novartis kann nicht wiederstehen und packt noch ein paar Daten zu seinem bekannten Adjuvans MF 59 aus. Das verbessert die Impfantwort auf H5N1 – was aber nicht sehr neu ist. Eine Marktingmaßnahme, wie auch das Schweizer Börsenportal cash.ch vermutet. Innovation ja – aber von gestern.

Schlechte Wissenschaft soll Indikation für Zoledronat erweitern

Retrospektive Subgruppenauswertungen einer offenen Studie sollen das Tor für weitere Indikationen für Zometa(R) öffnen: (link). Solche nachträglichen Auwertungen, landläufig auch als „data torturing“ bezeichnet, lassen sich bestens mißbrauchen, sind jedoch wissenschaftlich ohne Beweiskraft: es ist das alte Spiel „erst Schießen, dann die Zielscheibe zu den Pfeilen tragen“. Schlimmer noch: die Studie war nicht verblindet, d.h. Behandler und Patient wussten um die Zusatzbehandlung und so konnte nicht nur ein besonders starker Placeboeffekt wirken, sondern auch noch weitere unbewusste Verzerrungen („bias„). Die Verblindung ist in einer klinischen Studie sehr billig zu haben und absoluter Standard.